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HOVAWART - RASSEGESCHICHTE

Der Hovawart ist eine sehr alte deutsche Gebrauchshunderasse.

Der Name stammt aus dem Mittelhochdeutschen:
Hova = der Hof und Wart = der Wächter.

Die Geschichte des Hovawarts ist zwar kurz im Vergleich zu der anderer Rassen, aber dennoch liegt vieles im dunkeln. So ist weder unbestritten, wer der Herauszüchter des Hovawarts war, noch, welche Rassen Pate gestanden haben. In mittelalterlichen Schriften ist zwar von einem "hovewart" die Rede, aber zu Beginn dieses Jahrhunderts konnte niemand mehr sagen, wie ein solcher Hund ausgesehen haben mag. Einige Hinweise über sein Haarkleid und seine Verwendung, das war alles. Auf den Abbildungen mittelalterlichen Künstler dominieren die Edelleute mit ihren Jagdhunden; manchmal jedoch sind derbe, mittelgrosse, langhaarige und hängeohrige Hunde dargestellt, die eindeutig nicht den Jagdhunden zugerechnet werden können. Diese Hunde entsprechen am ehesten den Andeutungen in den Schriften. Auch die massgebende Hundeliteratur der Jahrhundertwende gibt nur wenig Aufschluss. Jedoch unterscheidet L. Beckmann in "Die Rassen des Hundes" (1894) zwei Arten von Bauernhunden: den Mistbeller und den Hovawart. Im Buch von R. Strebel: "Die deutschen Hunden und ihre Abstammung" (1904) wird der Hovawart schliesslich gar nicht mehr erwähnt. Dagegen sieht Rittmeister von Stephanitz in seinem Klassiker "Der deutsche Schäfrerhund in Wort und Bild" den Hovawart als Vorläufer des Schäferhundes an. Anders als von Stephanitz sah Kurt F. König der Herauszüchter des Hovawarts, die Rolle des Hovawarts innerhalb der Entwicklungsgeschichte des Haushundes. Er hielt den Hovawart für die erste Stufe der Haustierwerdung (Domestikation) des Wolfes. Darüber hinaus führte die Erinnerung an den Hund seines Vaters, der ihn immer bewachte und verteidigte und der in seiner Erscheinung "hovewart" ähnelte, dazu, dass Kurt F. König mit der planmässigen Hovawartzucht begann. Die ersten Fotos von Hovawarttyp-Hunden stammen aus dem Jahr 1908 und wurden von Bertram König, Kurts Vater, aufgenommen.

Kurt F. König begann mit der plänmassigen Hovawartzucht - er selbst betrachtete es als Rekonstruktion der alten Rasse-, indem er in entlegenen Dörfern des Harzes, des Schwarzwaldes und in anderen Gegenden nach Hunden mit den genannten Merkmalen suchte. Mit diesen Hunden sowie hovawartähnlichen Rückschlägen aus Kreuzungspaarungen anderer Hunderassen zeigte Konig in drei Rekonstruktions-Serien (bis 1914, ab 1918 und ab 1952), dass es möglich war, einen Hund wiederzugewinnnen, wie er dem Hovawart alter Quellen entsprach. Wichtiger jedoch als das aussere Erscheinungsbild war für Konig das Wesen des Hovawarts. Entsprechend den Schilderungen in den alten Schriften sollte der Hovawart seine Schutz- und Wachaufgaben aus natürlicher Veranlagung heraus erfüllen und nicht, weil man sie ihm andressiert hatte. Als Hofhund muss der Hovawart mit anderen Tieren friedlich zusammen leben können, das heisst, er muss ein ausgeprägtes Sozialverhalten besitzen. Da er seine Aufgabe als Wachhund nur erfüllen kann, wenn er sich frei auf seinem Gelande bewegt, darf er kein Streuner oder gar ein passionierter Jäger sein. Fremden gegenüber muss er reserviert bis misstraurisch bleiben, aber nur bei wirklicher Bedrohung sollte er seine Familie und deren Habe mit den Zähnen verteidigen. Nur intelligente und wenig ängstliche Hunde sind in der Lage, neue Situationen so einzuschätzen, dass sie angemessen reagieren können.

König forderte, dass ein Hovawart diese Eigenschaften auch ohne Abrichtung zeigen sollte und zur vollen Entfaltung dieser Anlagen lediglich etwas Anleitung braucht. Er führte deshlab von Anfang an eine Anlageprüfung (Körung) ein, bei der die Hunde gewisse Verhaltensweisen in gewissen Situationen an den Tag legen mussten. Nur mit Hovawarten, die diesen Anforderungen entsprachen, durfte gezüchtet werden.

Erscheinungsbild des Hovawarts hat sich im Laufe seiner züchterischen Betreuung durch den Menschen nicht viel verändert. Betrachtet man Fotos aus den Anfangen der Hovawartzucht, so sind die abgebildeten Hunde durchaus als Hovawarte zu erkennen. Andererseits ist die Bandbreite des Erscheinungsbildes beim Hovawart sehr weit gefächert, es gibt Hovawarte von sehr unterschiedlichem Typus, die Skala reicht von grossen, schmalen, eher windhundartigen Hovawarten bis zu mittelgrossen, schweren, neufundländerartigen Hovawarten. Das ist gewiss einerseits zu erklären durch die unterschiedlichen Stammeltern, aber auch dadurch, dass bei der Verwendung zur Zucht immer grösseres Augenmerk auf das Verhalten "wie ein Hovawart" als auf das Aussehen "wie ein Hovawart" gelegt wurde.

Noch zurück zu Königs. Seit 1922 wurden Hovawarte plänmassig in einem Zuchtbuch erfasst. Der erste Züchter war natürlich Kurt König, Wurftag war 3.04.1922, Vater der Welpen war Baron, Mutter Ortrud Hudson (die Rasse Kuvacz!). Es gab 4 Welpen: 1 grauer Rüde und 3 hellblonde Hündinnen. In der Folgezeit werden auch Leonberger, Neufundländer, Schweizer Sennenhunde und Schäferhunde sowie als Hovawarttyp bezeichnete Hunde als Elterntiere eingesetzt. König soll später noch eine ominöse Afrikanische Wildhündin eingekreutzt haben, die brav in jeder Schrift über die Abstammungsgeschichte erwähnt wird, aber von der keine Abbildungen oder sonstige Dokumente zu existieren scheinen. Natürlich kann ein Züchter nicht allein eine Rasse aufbauen, so wurde 1922 in Thale / Harz der erste Hovawartverein gegründet.

Die heutige Situation: 1984 wurde die Internationale Hovawart Foderation (IHF) gegründet, die zur Zeit 14 europäische Länder (Österreich, Belgien, Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Frankreich, Niederlande, Deutschland, Norwegen, Slowakei, Schweden, Ungarn, Großbritannien und Italien) und Kanada und die USA vereinigt.

Ein wichtiges Jahr für die Rasse ist 1972, wann Hovawart als Gebrauchshundrasse mit der erforderlichen Verteidigungsprüfung anerkannt wurde.